Wissen & Wirkung
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04.08.2025
Was ist Panax Ginseng wirklich – und was nicht?
Panax Ginseng (C.A. Meyer) ist eine mehrjährige Pflanze aus Ostasien. Seine Wirkstoffe sitzen fast ausschließlich in der Wurzel. Sie enthält über 40 Ginsenoside – bioaktive Substanzen, die strukturell den körpereigenen Steroidhormonen ähneln. Genau diese Ähnlichkeit ist entscheidend: Ginsenoside docken nicht einfach irgendwo an – sie wirken auf zellulärer Ebene als Modulatoren deiner physiologischen Abläufe.
Adaptogen nennt man so etwas. Kein Push, kein Drop, kein Crash. Sondern Balance. Wenn du gestresst bist, senkt Ginseng deine Cortisolantwort. Wenn du erschöpft bist, wirkt er anregend. Und wenn dein Immunsystem schlappmacht, hebt er die Abwehrleistung – aber nicht durch aggressive Aktivierung, sondern durch smarte Koordination.
Diese modulare, flexible Wirkung ist wissenschaftlich belegt – und gleichzeitig schwer messbar nach konventionellen pharmakologischen Standards. Denn Ginseng wirkt nicht wie Aspirin. Sondern wie eine tägliche Kalibrierung.
Was die Forschung zeigt – und was sie nicht zeigt
Zahlreiche Studien geben Hinweise auf:
Verbesserte Sauerstoffnutzung (VO2max)
Erhöhte Kapillardichte und Mitochondrienaktivität im Muskel
Stärkere antioxidative Enzymaktivität (SOD, GPX) – Schutz vor oxidativem Stress
Schnellere Regeneration, niedrigere Laktatspiegel
Verbesserung kognitiver Funktionen, z. B. Konzentration, Lernleistung
Regulation des Hormonhaushalts, insbesondere bei chronischem Stress oder Erschöpfung
Immunmodulation – kein Boost, sondern ein Upgrade
ABER: Nicht jede Studie zeigt Wirkung. Warum?
Weil viele Ginseng-Studien aus den 90ern unstandardisierte Extrakte nutzten, unterschiedliche Ginsenosid-Konzentrationen hatten und häufig mit zu kurzen Einnahmezeiten arbeiteten (z. B. 2 Wochen). Die wirksamen Studien arbeiteten mit standardisierten Extrakten (z. B. G115) und längeren Einnahmezeiträumen (mind. 8–12 Wochen).
Übrigens: Auch Placeboeffekte sind in solchen Kontexten biologisch wirksam – aber sie halten nicht lange. Ginseng dagegen wirkt tief, wenn man ihm Zeit gibt.

Ginseng ist kein Pre-Workout. Kein Kickstart. Kein Koffeinersatz. Wer das erwartet, wird enttäuscht. Wer stattdessen versteht, dass sich Regeneration, mentale Klarheit und Stoffwechselanpassung über Wochen aufbauen, wird belohnt.
Klareres Denken, geringere Reizbarkeit
Stabileres Energielevel über den Tag
Besserer Schlaf, tiefere Erholung
Seltener Infekte, schnellerer Heilungsverlauf
Weniger Crash nach intensiven Belastungen
Was nicht spürbar ist, aber nachweislich passiert:
Aktivierung von NO-Synthese und Mitochondrienleistung
Regulation von Blutzucker- und Cortisolspiegel
Schutz vor oxidativen Zellschäden
Bislang sind diese Befunde nicht ausreichend, um daraus verbindliche gesundheitsbezogene Aussagen gemäß europäischem Recht abzuleiten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Panax Ginseng derzeit keine Health Claims zugelassen, also keine Aussagen genehmigt, die eine Wirkung auf Gesundheit, Leistung oder Stoffwechsel belegen würden.
Das bedeutet nicht, dass Ginseng wirkungslos ist – sondern nur, dass für eine offizielle gesundheitliche Aussage derzeit keine ausreichende wissenschaftliche Gesamtevidenz im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 vorliegt.
Wie du Ginseng richtig einnimmst – und worauf du achten musst
Tägliche Anwendung, langfristige Perspektive
Dosis: 1–2 g Extrakt pro Tag (z. B. Kapseln mit standardisiertem Wurzelextrakt)
Dauer: Mindestens 4 Wochen, ideal 100 Tage (klassische Ginseng-Kur)
Zeitpunkt: Morgens oder mittags – nicht am Abend
Wichtig: Keine gleichzeitige Einnahme mit Kaffee oder schwarzem Tee (hemmt die Aufnahme)
Qualität entscheidet – sonst wirkt nichts
Finger weg von:
Teemischungen ohne Ginsenosidangabe
„Ginseng“ mit zugesetzten Stimulanzien oder synthetischen Boostern
Nicht fermentierten Rohextrakten mit unklarer Herkunft
Setz stattdessen auf:
roten oder fermentierten Ginseng
Standardisierung auf mind. 4–5 % Ginsenoside
Herstellung nach Arzneibuchstandard (z. B. FloraFarm, Südkorea)
Quellen:
Kennedy DO et al. (2001): Modulation of cognitive performance and mood by Panax ginseng.Psychopharmacology.
Reay JL et al. (2005): Effects of Panax ginseng on cognition, mood and fatigue. Current Topics in Nutraceutical Research.
EFSA: EU Register of Health Claims – https://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/claims/register/public
WHO Monographs on Selected Medicinal Plants – Vol. 1–4
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