Wissen & Wirkung
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04.08.2025
Shilajit – Traditioneller Naturstoff mit jahrhundertealter Bedeutung für Männergesundheit
Shilajit ist eine natürliche, harzartige Substanz, die vor allem in den Gebirgsregionen des Himalaya, Altai und Pamir-Gebirges gesammelt wird. Es entsteht über Jahrhunderte durch die Zersetzung organischen Pflanzenmaterials in Felsspalten – unter hohem Druck, wechselnden Temperaturen und mikrobieller Umwandlung. In den Sommermonaten tritt Shilajit als dunkelbraune bis schwarze Masse aus dem Gestein aus und wird von lokalen Sammlern per Hand geerntet.
In der traditionellen tibetischen und ayurvedischen Medizin wird Shilajit seit über 2.000 Jahren verwendet. Dabei steht es vor allem in Verbindung mit Vitalität, Kraft und Widerstandsfähigkeit. Besonders in der klassischen Männerheilkunde galt es als stärkendes Mittel in Zeiten körperlicher Erschöpfung oder altersbedingtem Leistungsverlust – eine symbolische Rolle, die sich auch in alten Sanskrit-Bezeichnungen wie „Zerstörer der Schwäche“ oder „Sieger über den Berg“widerspiegelt.
Biochemisch enthält Shilajit einen hohen Anteil an Fulvinsäure – einer wasserlöslichen Verbindung pflanzlichen Ursprungs, die in der Umwelt vor allem für den Mineralstofftransport und antioxidativen Schutz in Pflanzen verantwortlich ist. Ergänzt wird das Profil durch Huminsäure, natürliche Aminosäuren, Peptide, Lipide sowie zahlreiche Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Eisen oder Selen – Elemente, die auch in der männlichen Ernährung eine Rolle spielen, etwa im Kontext von Zellfunktion, Muskelerhalt oder reproduktiver Gesundheit. Eine spezifische gesundheitliche Wirkung im Sinne eines zugelassenen Health Claims ist jedoch nicht belegt.
Die moderne Forschung betrachtet Shilajit heute vorrangig unter laborchemischen Gesichtspunkten. In Tierversuchen wurde unter anderem untersucht, ob es die sogenannte ATP-Produktion (zellulärer Energieträger) beeinflussen oder oxidativen Stress reduzieren kann. Auch in Bezug auf körperliche Belastung, Regeneration und Hormonhaushalt existieren präklinische Studien, zumeist in Verbindung mit Fulvinsäure. Eine belastbare Aussage über die Wirkung beim Menschen kann auf Basis dieser Daten jedoch nicht getroffen werden. In der Europäischen Union ist es daher nicht zulässig, Shilajit mit Begriffen wie „leistungssteigernd“, „testosteronfördernd“ oder „libidostärkend“ zu bewerben – selbst wenn solche Begriffe im internationalen Kontext häufig mit dem Rohstoff in Verbindung gebracht werden.

Shilajit ist heute in unterschiedlichen Formen erhältlich: als gereinigte Paste, als Pulver oder in Extraktform mit standardisiertem Fulvinsäuregehalt (z. B. 20–50 %). In der Praxis werden meist Tagesmengen von 200 bis 600 mg genannt, wobei die genaue Dosierung von der Produktform und dem Verwendungszweck sowie der Einnahmedauer abhängt. Wichtig ist die Qualität: Da Shilajit in Rohform Schwermetalle oder mikrobiologische Belastungen enthalten kann, ist nur gereinigtes und laborgeprüftes Material für den europäischen Markt zugelassen. Produkte ohne Analysezertifikat gelten als nicht verkehrsfähig.
Neben seiner stofflichen Zusammensetzung ist Shilajit auch kulturell bedeutsam. Es wird in vielen Hochgebirgskulturen – etwa in Nordindien, Nepal oder Tibet – traditionell mit Männerkraft, Ausdauer und spiritueller Disziplin assoziiert. In alten Schriften wurde es von Ärzten, Mönchen und Kriegern gleichermaßen geschätzt. Seine symbolische Rolle als „berggeborenes Lebenselixier“ wirkt bis heute nach – auch wenn moderne Anwendung und wissenschaftliche Bewertung differenzierter ausfallen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Shilajit ist ein komplexer Naturstoff mit jahrtausendealtem Hintergrund in der traditionellen Männerheilkunde. Aus regulatorischer Sicht darf in Europa jedoch keine gesundheitliche Wirkung behauptet oder suggeriert werden, sofern diese nicht durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ausdrücklich genehmigt wurde. Als Bestandteil kulturhistorischer Pflanzenkunde und funktioneller Ernährung bleibt Shilajit dennoch ein interessantes Forschungsobjekt – insbesondere dort, wo traditionelle Erfahrungsmedizin auf moderne Naturstoffanalytik trifft.
Quellen:
Biswas TK et al. (2010): Effects of processed Shilajit on physical performance and ATP levels in rat skeletal muscle. Indian Journal of Pharmacology.
Schepetkin IA et al. (2009): Shilajit: A Natural Phytocomplex with Potential Beneficial Effects on Health. Phytotherapy Research.
EFSA EU Register of Health Claims – https://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/claims/register/public
WHO Monographs on Selected Medicinal Plants – Vol. 1–4
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