Wissen & Wirkung

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04.08.2025

Catuaba – Eine traditionsreiche Pflanze aus dem brasilianischen Regenwald

Hast du schon einmal was von Catuaba gehört? Das ist die Bezeichnung für die Rinde bestimmter südamerikanischer Bäume, insbesondere aus den Gattungen Erythroxylum und Anemopaegma. In der traditionellen brasilianischen Pflanzenheilkunde wird sie seit langem verwendet – insbesondere als Bestandteil sogenannter Tonika, also stärkender Pflanzenmischungen.

In den Herkunftsregionen wird Catuaba traditionell mit Themen wie Energie, geistiger Ausdauer und Vitalität in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich nicht um eine einzelne Pflanze, sondern um ein pflanzliches Sammelprodukt aus verschiedenen Arten, deren Rinden ähnliche sensorische Eigenschaften und Inhaltsstoffe aufweisen.

Botanisch für uns interessant ist vor allem die Gattung Erythroxylum, die auch den Coca-Strauch umfasst. Anders als Erythroxylum coca, aus dem das Alkaloid Kokain isoliert wurde, enthält Catuaba jedoch keine psychoaktiv wirksamen Bestandteile. Vielmehr stehen sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Tannine und bestimmte Alkaloide im Vordergrund. Pflanzen verwenden sie beispielsweise für den Schutz vor oxidativem Stress, UV-Strahlung oder Schädlingsbefall.

Catuaba wird daher viel umforscht. In Laborexperimenten – vorwiegend an Tieren oder isolierten Zellkulturen – wurden verschiedene Wirkprofile untersucht. Dabei geht es u. a. um Fragestellungen zum Einfluss auf das zentrale Nervensystem, zur Modulation von Neurotransmittern wie Dopamin oder zur antioxidativen Kapazität der Extrakte. Zwei oft zitierte Studien in diesem Zusammenhang stammen von Campos et al. (2001) sowie Silva et al. (2005), die bestimmte neurobiologische Effekte bei Ratten dokumentieren. Eine Übertragung dieser Ergebnisse auf den Menschen ist derzeit nicht zulässig – entsprechende Aussagen gelten als nicht belegt und dürfen nicht im Zusammenhang mit gesundheitsbezogener Werbung verwendet werden. Die Auswertungen weiterer Studien stehen noch aus. 

Diese Pflanzen sind aber nicht nur wegen ihrer Inhaltsstoffe spannend. Unter anderem auch wegen ihrer Rolle im Ökosystem. Die Gattung Anemopaegma, die ebenfalls Catuaba-Rinde liefert, gehört zur Familie der Trompetenbaumgewächse. Sie bildet auffällige Blüten, die stark auf bestimmte Vogelarten – insbesondere Kolibris – spezialisiert sind. Diese wechselseitige Anpassung zwischen Pflanze und Bestäuber gilt als klassisches Beispiel für Koevolution im tropischen Regenwald. Solche botanisch-ökologischen Beziehungen tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.

Was die Nutzung in modernen Produkten betrifft, wird Catuaba heute in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten, darunter Teezubereitungen, Tinkturen oder Trockenextrakte. Für die Herstellung werden meist standardisierte Extrakte verwendet, bei denen ein definiertes Verhältnis zwischen Rohstoff und Endprodukt vorliegt (z. B. 5:1 oder 10:1). Die tägliche Aufnahme liegt in der Regel zwischen 100 und 500 mg Extrakt – je nach Produktform, Herkunft und Verarbeitung.

Aufgrund der aktuell geltenden EU-Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 dürfen Aussagen zu einer gesundheitsfördernden Wirkung von Catuaba nur dann gemacht werden, wenn diese wissenschaftlich belegt und durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) genehmigt sind. Derzeit liegt keine solche Genehmigung vor. Entsprechend ist bei der Bezeichnung, Beschreibung und Bewerbung von Catuaba-haltigen Produkten Vorsicht geboten – insbesondere, wenn diese auf Effekte wie Libido, Energie oder kognitive Leistung abzielen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Catuaba ist eine traditionsreiche Pflanzenzutat mit vielfältigem kulturellen und botanischen Hintergrund. Ihre Verwendung in der südamerikanischen Pflanzenheilkunde ist gut dokumentiert, wissenschaftlich abgesicherte Aussagen zur Wirkung beim Menschen sind jedoch nach aktueller Rechtslage noch nicht zulässig. Wer sich mit traditionellen Pflanzenstoffen auseinandersetzt, findet in Catuaba ein interessantes Beispiel für die Verbindung von ethno-botanischem Wissen und moderner Rohstoffforschung.

Quellen:

  • Campos AR (2001): Antinociceptive activity of the aqueous extract from Catuaba bark in mice. Journal of Ethnopharmacology.

  • Silva MI (2005): Effects of Erythroxylum catuaba on sexual behavior in rats. Phytotherapy Research.

  • EMA (European Medicines Agency): Herbal monographs (allgemeine Richtlinien zur Einstufung pflanzlicher Stoffe).

  • EFSA (2023): EU Register of Nutrition and Health Claims made on foods – https://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/claims/register/public

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